Trieders Holz

Vertraute Orte


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2023 / nwog051


Line-Up:

Conni Trieder - Altflöte

Quentin Coppalle - Querflöte

Leonhard Huhn - Bassklarinette, Bb-Klarinette

Athina Kontou - Kontrabass

Mareike Hein - Sprecherin



„Noch in den fünfziger Jahren wurde die Flöte nur unter ‚sonstige Instrumente‘ geführt.“ So beginnt Joachim-Ernst Berendt in seinem Standardjazzbuch sein Kapitel über dieses Instrument. Conni Trieder stört diese Randstellung nicht. Im Gegenteil: Sie verdoppelt das Instrument in ihrem mit Bassklarinette und Kontrabass verstärkten Quartett „Trieders Holz“. Und wenn man mit ihr redet, lässt sie überhaupt keinen Zweifel daran, dass sie die Flöte ins Zentrum ihrer Arbeit rücken muss. Sie mag den Klang, mit dem sie mehr erreicht, weil sie die Vorurteile ignoriert. Sie nennt Robert Dick, Jeremy Steig oder Claire Chase als Vorbilder und natürlich auch Eric Dolphy und Henry Threadgill. Dann schwärmt sie davon, was auf diesem Instrument alles möglich ist. Und überhaupt, die Flöte war immer schon da.

Nach dem Trio schreibt sie ihre Geschichte in diesem schlagzeuglosen Quartett anders weiter. In ungewöhnlicher Instrumentierung schichtet sie einen neu definierten filigranen Einklang der Dissonanzen und lässt klangfarbenreich ihren kammermusikalischen Jazz aufblühen. Als Solistinnen und Begleiter geben sie sich die Bälle in die Hand, klingen als eigenwilliges und bestens eingespieltes Ensemble. Schöne Melodik und freie Ausbrüche changieren ineinander, schreiten mal temposcharf voran, um dann wieder innezuhalten und den Moment zu feiern.

Wieder besticht die Transparenz ihrer Musik, in der nicht geeifert, sondern ein abwechslungsreicher und farbensatter Zusammenklang vorgeführt wird. Nichts ist hier überambitioniert zugestellt, vielmehr herrscht die gemeinsame Freude am Zusammenspiel.
Und noch etwas macht „Vertraute Orte“ von Trieders Holz so besonders. Es ist die Einbeziehung von Conni Trieders poesievollen Texten, die von der Schauspielerin Mareike Hein vorgetragen werden. Es sind Miniaturen über eine unbeschwerte Kindheit in Halle, wo Conni Trieder aufgewachsen ist. Kinderabenteuer werden da wachgerufen auf dem Dachboden.

So bringen diese Aufnahmen die schönen Augenblicke zum Verweilen. Ansonsten wäre der so unverhofft an der Küchenwand aufgetauchte Sonnenfleck unbemerkt verloschen. Doch dieser eine Moment ist kostbar. Dieses Album ist voll mit solchen kostbaren Momenten.
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